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26. Januar 2021Design-Trends 2021
Unser ästhetisches Empfinden ist einem ständigen Wandel unterworfen. Trends bauen aufeinander auf und/oder setzen Gegenimpulse zu ihren Vorgängern. Fakt ist aber: Trends entwickeln sich. Sie passieren nicht zufällig.
Mit 2020 geht ein Jahrzehnt zu Ende, das sicherlich als ein technischer und ästhetischer Wendepunkt in der Geschichte des Designs in Erinnerung bleiben wird. Durch die wachsenden technischen Möglichkeiten hielten sehr viele, sehr widersprüchliche und teilweise sehr üppige Trends Einzug in unseren Alltag. Als Antwort darauf beginnt das neue Jahrzehnt mit einer deutlich zurückhaltenderen Ästhetik. Man hat sich satt gesehen an den üppigen Formen und Farben und sehnt sich jetzt nach einer klaren und reduzierten Formensprache.
Seit der Veröffentlichung meines Beitrages zu den Design-Trends 2019 hat sich inzwischen also doch einiges getan. Im Folgenden will ich auf einige Trends eingehen, die Sie 2021 sicher häufiger zu sehen bekommen:
Monochromes Design und Duoton
Die Idee einer sehr begrenzten Palette gibt es im modernen Design schon seit einiger Zeit – teilweise motiviert durch den Willen der Designer, ein glattes, kühles Aussehen und eine kühle Ausstrahlung zu generieren, aber auch als Antwort auf die Zunahme von Illustrationen und anderen komplexen Grafiken in der modernen Informationsflut. Die Reduktion hilft den Designern, indem sie Ihre begrenzte Zeit für komplexere Elemente nutzen und einfache Farbthemen verwenden. Dem ungeschulten Betrachter eines Designkonzeptes hilft eine reduzierte Farbwelt auch, sich die grafischen Merkmale leichter einzuprägen. Die Wiedererkennung der Designmerkmale fällt leichter, da das Gehirn sich mit einer weniger komplexen Mischung von Designmerkmalen auseinandersetzt.
Duoton- und Monochrom-Designs sind der logische nächste Schritt, der es den Designern ermöglicht, eine schlüssige Hintergrundatmosphäre zu schaffen und dennoch die gewünschten Informationen klar gegliedert und übersichtlich zu platzieren. Durch den Einsatz monochromer Filter und durch die Begrenzung auf max. zwei bis drei Farben fällt es Designern leicht, trotz einer hohe Informationsdichte mit gestalterischen Elementen zu experimentieren, ohne dabei eine zu überladene Wirkung zu erzielen. Fast von selbst entsteht durch die farbliche Reduktion ein Gefühl von Struktur und Harmonie. Wir wissen, dass die Menschen mehr Zeit vor dem Computer verbringen, und das nicht unbedingt immer aus freien Stücken. Die farbliche Beschränkung befriedigt dann auch das Bedürfnis nach einer entspannteren, ruhigeren Darstellung. Eine einheitliche Farbe hält eine Site als ein einheitliches Ganzes zusammen und betont die emotionale Wirkung der gewählten Farbe.
Einfache geometrische Formen
Man kann es getrost als Kunstform bezeichnen, aus Grundformen etwas genial Einprägsames zu schaffen. Je reduzierter die Form, desto weniger Eckpunkte gibt es schließlich, an die man so etwas, wie einen Wiedererkennungswert knüpfen kann. Dennoch entsteht auch in der Formensprache gerade durch Reduktion meist eine sehr charakteristische Ästhetik, der man sich – wenn gut gemacht – nur schwer entziehen kann. Daher werden – wie schon bei den Farben – auch die Formen in 2021 sicher stark reduziert werden. Auch mit dieser reduzierten Formensparche lässt sich nämlich ein ähnlicher Effekt erzielen, wie ich ihn bereits oben bei den Graustufen- oder Monochrom-Designs beschrieben habe. Die Reduktion sorgt letztlich in dieser reizüberfluteten Zeit für einen optischen Ruhepol, der selbst dem flüchtigen Betrachter einen genaueren Blick abnötigt. Das gilt für die Zurückhaltung in der Farbigkeit ebenso wie in der Zurückhaltung bei der Formensprache.
Indem man außerdem ein Bild so weit reduziert, dass nur die absolut charakteristischen Merkmale übrig bleiben, schafft man ein Symbol. (Die wohl bekanntesten Beispiele für solche Symbole sind olymipische Piktogramme oder Verkehrsschilder). Und die ikonische Wirkung des Symbols ist es, die einen zusätzlichen Reiz an dieser Reduktion darstellt. Da die Argumente auf Grundlage der Ästhetik ebenso wie die auf Grundlage der inhaltlichen Kommunikation deutlich auf der Hand liegen, wird dieser Trend wohl auch weit über 2021 hinaus anhalten. Wer jetzt also bspw. eine Website gestaltet, für den rentiert es sich, über ein stark reduziertes Design nachzudenken.
Farblos – Design in Graustufen
Noch konsequenter als das Design in duotonen oder monochrom farbigen Elementen ist der völlige oder nahezu völlige Verzicht auf Farbe. Reine Graustufen stellen dann die Grundlage des Designs. Der Mangel an Farbe in einer vielfarbigen Welt hat etwas Tröstliches und Gemütliches. Helle, kräftige, vielfarbige Farben, die miteinander kollidieren, sind ein probates Mittel, um unmittelbare Aufmerksamkeit zu erregen, aber 2021 könnte durchaus das Jahr der Gegenreaktion sein. In einer schnellen, ultra-sensationellen Welt, in der die Blicke auf den knalligsten und grellsten Punkt gerichtet sind, ist es eine clevere Option, nicht mit größeren und helleren zu konkurrieren, sondern in die entgegengesetzte Richtung zu denken und zu handeln. Im Jahr 2020 ging man zu gedämpften Paletten über, und 2021 scheint einen Schritt weiter zu gehen.
Der klassische Schwarz-Weiß-Effekt, weich, subtil, unheimlich verlockend. Wenn Sie nachmittags den Fernseher einschalten und über einen alten Schwarzweißfilm stolpern, haben wir das alle schon erlebt. Wie schwierig ist es, den Sender abzuschalten oder umzuschalten? Es gibt einen magischen, fast hypnotischen Charme und ein Gefühl der Nostalgie. Absolut perfekt für diese verrückten Tage. Dieser Grafikdesign-Trend hat den gleichen Effekt und ist nicht langweilig. Im Gegenteil: Durch dieses Schema wird eine ganz eigene Atmosphäre geschaffen und grafische oder inhaltliche Elemente, wie Bewegung, Schatten, Animation, verflüssigte organische Formen, Typografie oder Text bekommen eine wichtigere Bedeutung. Insgesamt bietet der Verzicht auf Farbe die Chance, etwas zu schaffen, das weicher und angenehmer für die durch stundenlange Arbeit am Computer strapazierten Augen des Betrachters ist. Nicht von ungefähr ist bei Anwendern schließlich auch der Dunkelmodus neuerer Betriebssysteme so beliebt.
Denken Sie jetzt aber bitte nicht, dass ich hier nur von absolut konsequentem Schwarz-Weiß mit Graustufen spreche – obwohl dieser klassische Stil durchaus ins Bild passt. Die Mode funktioniert hervorragend mit weichen Sepias und auch mit minimal platzierten Highlight-Farben. Letztendlich ensteht sogar gerade durch einen zurückhaltenden Tupfer Farbe ein sehr cooler und super effektiver Look.
Simple maßgeschneiderte Cartoon-Illustrationen
Benutzerdefinierte, individuelle Illustrationen sind zu einer raffinierten Möglichkeit geworden, Ihr Design von der allgemeinen Unschärfe von Websites mit ihren schweren grafischen Elementen, ihrem sauberen digitalen Look und ihrer minimalistischen Eleganz abzuheben. Illustrationen sind abwechslungsreicher, interessanter und vielseitiger als je zuvor und können das Design aufwerten, während sie gleichzeitig auf dem Punkt bleiben und sich auf die Präsentation der gewünschten Botschaft konzentrieren. Wir bei FAKTOR 1 sind zugegebenermaßen Fans von Illustrationen, und sie werden auf absehbare Zeit auch nicht vom Trendradar verschwinden.
Ein Trend allerdings, der bereits schon sehr populär ist und sich demnächst noch mehr Raum verschaffen wird, sind reduzierte Illustrationen maßgeschneiderter Zeichentrickfiguren. Ein Format, das eine enorme Vielfalt an Möglichkeiten bietet, anpassungsfähig und phantasievoll ist und unter Umständen auch ein Lächeln – in jedem Fall aber positive Stimmung – hervorruft. Perfekt für ein einprägsames Branding, hervorragend geeignet, um die passende Atmosphäre für ein Produkt oder eine Website zu schaffen, und unglaublich multifunktional. Sie können Ihren Charakter auf der Website, auf Visitenkarten, Plakaten, Präsentationsmaterialien und vielem mehr verwenden. Es gibt wirklich keine Grenzen. Und Cartoons machen ausnahmslos allen Spaß.
Von der Natur inspirierte Designs
Diese Trendentwicklung, die zwar etwas aus der Reihe der zuerst genannten fällt, die aber kein Widerspruch zu obigem sein muss, greift den derzeit mehr denn je gefragten Wunsch nach Nachhaltigkeit und Naturverbundheit auf. Organische, weichere, natürliche Designtrends haben sich seit etwa 10 Jahren langsam am Rande der Top-Trends etabliert. Die Idee, die Natur mit ihren natürlichen Lichtern, weicheren, erdigen Farben und Tönen, mit den natürlichen Farbverläufen und fließende Linien nachzuahmen, ist wieder in Mode gekommen. Und das an der Natur orientierte Design passt sehr gut zu den Trends des Minimalismus. Gedämpften Farbpaletten, reduzierte Illustrationen und Farbfilter, die natürliche Stimmungen schaffen – der gleiche Wunsch nach Ruhe, der sich im Erfolg reduzierter Farben und Formen erkennen lässt, schlägt sich auch im von der Natur inspirierten Design nieder.
Die gegenwärtige Pandemiesituation tut ihr Übriges zum Hunger nach Natur und Ruhe. Es überrascht nicht, dass in Menschen, denen lange Zeit die Möglichkeit verwehrt wurde, sich draußen aufzuhalten, plötzlich die Sehnsucht nach der Natur wächst. Menschen, die noch nie eine Blumenwiese bewusst wahrgenommen haben, bekommen plötzlich das Bedürfnis, ein Picknick zu machen, Leute, die sonst jedes Wochenende die Bar ihrer Lieblingskneipe abstützen, müssen barfuss am Strand entlang laufen. Und Designer spiegeln in diesem Trend die allgemeine Stimmung wider. Wenn Sie nicht auf den Berg gehen können, lassen Sie den Berg zu sich kommen.
Fazit
Natürlich könnte man jede Trend-Vorhersage auch immer ein wenig als Kaffeesatzleserei abtun. Die Welt bleibt nicht stehen, ebenso wenig wie das Bedürfnis nach der nächsten neuen aufregenden Innovation, der nächsten großen Sache. Und auch die Welt des Grafikdesigns reagiert natürlich immer auf äußere Einflüsse. Die oben genannten Trends werden sich aber sicher durchsetzen und – da bin ich absolut überzeugt – einige Zeit halten. Wer also gerade dabei ist, einem neuen Projekt einen optischen Auftritt zu verleihen oder einer bestehenden Marke ein neues Kleid zu verpassen, tut gut daran, zumindest einmal darüber nachzudenken, ob es nicht zweckmäßig ist, einen oder mehrere der oben gezeigten Impulse aufzugreifen.
(Frank Bittner)